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AutorenbildHelmut

Baikalsee Juchee

Aktualisiert: 4. Dez. 2019

Den Blinker nach rechts, jetzt abbiegen. Ein besserer Gehweg führt nach 200 Meter links unter der Transsibirischen Eisenbahn durch und endet im Schotter direkt vor dem See. Solche Wege können mich nach dieser Tour nicht mehr erschüttern. Ich stelle den Motor ab und atme tief durch. Ich kann es noch immer nicht glauben. Nach knapp 18000 km und 11 Wochen stehe ich hier vor dem tiefblauen See, hinter mir rumpelt die Transib vorbei und vor mir rauscht der grosse See wie das Meer.

Jetzt aber raus aus der Motorradkleidung und rein in das kalte Nass. Denkste. Denn wie so oft bin ich nicht alleine und für mein kleines Video muss eben alles vom Körper. Ich warte. Starre den See hinaus, rauche ein Zigarette. Und da spüre ich ihn schon. Ganz sicher steht er schon hinter mir. "WAS MACHT DER DENN DA? Von wo kommt der bloss? Wo will der hin? Und die vielen bunten Pickerln auf seiner Maschine, den schau ich mir an!", denkt er sich jetzt bestimmt und da hör ich ihn schon brabbeln hinter mir. "Otkuda!". "Austria, i am from Austria", schiesst es schon ganz automatisch aus mir heraus. "My name is Helmut", dann schüttel ich ihm die Hand und lächle. Und was ist das in seiner anderen Hand? Chai, natürlich. Tee mit Milch wird mir sogleich gereicht und jetzt kommt auch noch seine Frau. Lydia und Serge kommen aus Irkutsk und machen Urlaub mir den Kindern. Eine Wurst, Brot, eine Gurke und ein kleines Sackerl mit Wafferln werden mir übergeben, Fotos werden gemacht und der Tee wird nachgeschenkt.

Diese Freundlichkeit begleitet mich schon die ganze Reise. Egal, wo ich hinkomme. Überall das gleiche. Hin und wieder bekomme ich schon mal kleine Geschenke. Ein Eis, Schokolade, viel Tee, Essen, sogar Motoröl und ein Lächeln ist sowieso immer dabei. Manchmal ist das aber sehr mühsam. Oft, sehr oft wollte ich einfach nur ein paar Minuten rast machen, runter kommen von den anstrengenden Reisestrapatzen und dem teils wahnsinnigen Verkehr. Und schon ertönt von irgenwo "Otkuda?".

Auch hier am See unterhalten wir uns eben so gut es geht, ich bedanke mich sehr für ihre Gastfreundschaft und wir verabschieden uns. Jetzt aber schnell. Raus aus den Klamotten, Kamera an und rein in den arschkalten See. Immerhin habe ich es versprochen. Ich Depp.


Anschliessend fahre ich weiter nach Baikalsk und finde im Ort ein nettes Guesthouse. Nachdem ich mein Zimmer bezogen habe, frage ich nach diesem einen Fisch. Omul, eine Lachsart. Dieser Fisch kommt nur im Baikalsee vor und den will ich unbedingt kosten. 20 Minuten später habe ich ihn schon am Teller. Leider kalt und halb geräuchert, aber er schmeckt. Und auch diese Familie ist ausgesprochen freundlich und hilfsbereit. So sind sie, die Russen und es wird ein langer Abend.


Omul, der Fisch



Baikalsee, hinten die transibirische Eisenbahn



Serge aus Irkutsk, auf dem Koffer die milden Gaben 😊



Transib



Die Transib vorm Baikalsee


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