Helmut
Kaspisch ist komisch
Aktualisiert: 22. Sept. 2020
Qualmende Auspuffrohre, grölender Lärm unter dem Führerhaus, eiernde Zwillingsreifen, viele Spuren, keine Regeln erkennbar. Noch nicht. Langsam gewöhne ich mich an das Chaos, glaube ich. Aber so richtig will das nicht in mein österreichisches Autofahrerhirn. Zwei Tage iranisches Wettrennen wären genug, da sind aber noch einige mehr zu absolvieren. Aber nicht jedes Gehupe gilt dem anderen Verkehrsteilnehmer, dass er schneller fahren solle, dass er den Vorrang freundlichst abgeben möge, den eh jeder hat. Nein! Es gilt auch mir! Man fährt mir fast in den Hintern nur um zu erkennen, woher ich denn komme, hupend, wild gestikulierend und das Handy vor dem Gesicht drängelt man sich an mir vorbei. Daumen hoch, lächelnd und mit einem "Iran good!!" brausen sie dann davon.
Ich bleibe stehen, tanken, trinken, nach dem Weg fragen oder einfach nur mal rasten. Da kommt schon das erste "Salam, how are you, where you come from". Unglaubliche Freundlichkeit kommt mir entgegen. Niemand nimmt mir etwas weg, nein, im Gegenteil. Eine Cola, eine Süssigkeit, natürlich Tee (Cai) wird mir angeboten und auch das Motoröl darf ich nicht bezahlen, hinreissend.
In einem kleinen Appartement mit Blick ins dunstige, kaspische Meer mache ich einen Tag Pause. Wäsche waschen, Kaffee trinken und sonstiger Kleinkram.
Und noch was. Einen entspannten Strandspaziergang gibt es hier leider nicht. Dutzende Autos, eine Spur hin, die andere zurück. Fünf Meter neben dem Wasser flaniert man eben mit dem eigenen Fahrzeug, hat sein Pferd hinten dran oder entschleunigt einfach bei Musik und Zigarette. Im Auto natürlich 😊.
