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AutorenbildHelmut

Lokomotiw TE33A

Aktualisiert: 23. Sept. 2020

184 tonnen, 4.562 Ps, 12-Zylinder Diesel, 4 druckluftbetriebene Signalhörner!

Ich schrecke hoch. Was war das? Den ganzen Abend schon höre ich das Geräusch. Ach ja, das Signalhorn der kasachischen Eisenbahn. Ein schrilles hupen alle 15 Sekunden, es wird immer lauter, kommt näher. Jetzt spüre ich ein leichtes Beben. "Taktak-taktak,

taktak-taktak ...". Kratzendes quietschen fährt mir durch Mark und Bein, erzeugt von den monströsen Bremsbacken kasachischer Güterwagons. Es rumpelt, klackert und scheppert. Das ganze Haus vibriert und ich warte nur mehr darauf, dass die 184 tonnen schwere Diesellok samt ihrer unzähligen Wagons durch mein Zimmer donnert. Vorne rein und hinten raus. Was mache ich jetzt bloß, es ist erst elf Uhr in der Nacht. Keine lästigen Gelsen, ein gutes Bett und jetzt das. Doch dann habe ich die zündende Idee. Ich mache das Fenster zu und schlafe ein.


Ich komme am ersten Tag von Almaty nach 640 km erschöpft in Balqasch an. Offenbar zu erschöpft um zu erkennen, dass ein Motel unmittelbar nach einem Bahnübergang mit Sicherheit neben den Gleisen liegt. Aber die Abendstimmung und den daraus resultierenden Fotos entschädigt mich vorerst. Am übernächsten Tag komme ich nach Barnaul und hole dort meine vorbestellten Reifen ab. Bei dem Reifenmonteur, der leider den vorderen Schlauch ruiniert und flicken muss, treffe ich meine Kumpels Clemens, Hans und Franz wieder. Auch sie hatten ähnliche Überraschungen mit dem russischen Reifenfritze. Ich verlasse aber die Stadt noch am selben Tag und übernachte am Weg nach Bijsk.

Die Region Altai zur mongolischen Grenze ähnelt etwas unseren Alpen. Es ist grün und immer wieder sieht man schneebedeckte Berge. Ein Paradies für Wanderer, Radfahrer und Schifahrer im Winter. Doch plötzlich ändert sich die Gegend. Es wird flacher, die Hügeln niedrieger und karger. Die Mongolei ist nicht mehr weit. Flüsse schlängeln sich durch die saftig grüne Wiese, unter den Bäumen grasen Pferde, Kühe und Schafe. Überall winken mir die Menschen zu und ich düse mit meinem Motorrad zu den mongolischen Nomaden.

Wieder mit Clemens und Co vereint finden wir ein Hotel an der russischen Grenzstadt Taschanta. Dort treffen wir auf Natalie und Matthias aus Bayern, Jolga aus der Türkei und Jürgen aus Deutschland. Gemeinsam treten wir am nächsten Tag den beschwerlichen Grenzübertritt in die Mongolei an. Fast 6 Stunden dauert die Prozedur bei eisigem Wind und intensiver Sonnenstrahlung auf 2500 m Höhe und das erregt alle Gemüter.


ABER ES IST GESCHAFFT! Nach über 15000 km und 15 Länder habe ich die Mongolei erreicht. Nach all den Entbehrungen und wunderbaren Begegnungen ein unglaubliches Gefühl. Und der nächste Tag in der Mongolei ist unbeschreiblich schön. Die einzigartige Landschaft lässt ein flottes Vorankommen kaum zu. Immer wieder bleiben wir stehen um zu filmen, fotografieren und staunen.

Hier in Chowd müssen wir einen Tag pausieren. Es regnet schon seit den Morgenstunden und das lässt ein Weiterfahren einfach nicht zu. Wir nützen den Tag für Reparaturen aller Art. Ich kaufe neue Blinker in einem Basar, die heissen Auspuffgase haben einen Blinker zur Hälfte verbrannt. Der Tankrucksack bekommt einen neuen Reißverschluss und ich reinige noch die ölverschmierte Vorderradfederung, deren kaputten Dichtungen mich schon seit der Türkei nerven. Auch das Lenkkopflager schwächelt, aber das ist eine andere Geschichte.





On the road. Region Altai in Russland, nahe der mongolischen Grenze.



Mein "Arbeitsplatz".




Versammelte Gemeinde an der mongolischen Grenze in Russland.





Tolbo Nuur See. Mongolei.



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